Sind gerade nach 14 Tagen und exakt 2800 km aus der Bretagne zurückgekommen.
Die Tour führte uns vom Ruhrgebiet über Aachen in die Ardennen, wo wir die erste Nacht in La Roche verbrachten. Von dort ging es durch die Picardie in die Champagne und weiter zum Unterlauf der Loire. Am Atlantik angekommen wandten wir uns gegen Nordwest und besuchten Quimper, von wo aus wir durch das Finistere (Hinkelsteingegend) zum Ärmelkanal hochfuhren. An der Küste entlang arbeiteten wir uns wieder zurück ins Revier.
Von der Loire bis zur belgischen Grenze fuhren wir dabei fast 2000 km Landstraße. Der Durchschnittsverbrauch war 10.5 kWh und die Durchschnittsgeschwindigkeit 53,7.
Übernachtet haben wir 7 Nächte im Zelt und 7 Nächte in Relais und B&B´s. Die dabei gemachten interessanten Bekanntschaften und Erlebnisse zu beschreiben, würden hier zu weit führen; außerdem muss ich das erst einmal selber geistig verdauen.
Nun zu Land und Leuten.
Ich war völlig von den Socken, wie positiv sich die Bretagne seit meinen letzten Besuchen (1983 mit den Eltern und ca. 1997 als Student mit dem VW-Bus) entwickelt hat. Gerade das damals etwas finstere Finistere (das ist das bergige "Inland" der Bretagne) hat sich zu einer wunderbar gepflegten Gegend mit (anders als damals) sehr freundlichen und offenen Bewohnern entwickelt.
Die Schönheit der Gegend und der Dörfchen ist unbeschreiblich.
Auf den Dörfern viel Leerstand, mit dem aber irgendwie schonender und bewusster umgegangen wird als bei uns. Hässliche Metallgitterzäune, Graffitti, Flatterbänder und andere unästhetische Landschaftsbestandteile fehlen völlig, als hätten die in der Departement-Verwaltung einen Minister für Schönheit sitzen. Es liegt nirgendwo auch nur ein Fitzelchen Müll herum, niemand hat Kies-Vorgärten, und fast kein Haus (auch nicht die, in denen offenkundig ärmere Leute wohnen) hat schäbbige Baumarkt-Plastiktüren, primitive Edelstahl-Außenleuchten, ekelige Carports oder andere Geschmacksverirrungen. Schon gar nicht streichen die ihre Häuser bunt oder decken ihre Dächer mit blau glänzenden Dachziegeln. Die Bretonen sind ganz offenbar geschmacklich höher entwickelt als wir.
Weiter fiel uns auf, wie gut die französischen Kinder und Jugendlichen erzogen sind. Nirgendwo gab es Geschrei oder Geplärre, fast jeder sagt jedem Fremden Bon Jour, niemand drängelt. Dabei muss natürlich berücksichtigt werden, daß nur bestimmte Bevölkerungsschichten Kulturreisen mit Kindern zu Dolmen, Megalithen und Kalvarien machen. Aber dennoch - sowohl in Stonehenge als auch am Kyffhäuser und in Luzern habe ich schon erlebt, wie einige ungezogene deutsche Touristenfamilien (bzw. deren überforderte Eltern) das Kaffeetrinken im Museumscafé zur Folter für alle anderen Gäste gemacht haben.
Irgendwas machen also die Franzosen richtig. Aber auch nicht alles. Oder, besser gesagt, nicht überall. Auf dem Hinweg haben wir in Epernay, der Hauptstadt der Champagne, das Champagnerfest miterleben müssen. Dort wird der teure Edelsekt kubikmeterweise aus"Bier"-Wagen zu Preisen zwischen 60 und 100 € pro Pulle verkauft und trotz der vorgeschriebenen weißen Kleidung und der geradezu aberwitzig strengen Zugangskontrollen durch bis an die Zähne bewaffnete Polizisten wirkte die Stimmung auf uns latent bedrohlich, obwohl wir als Ruhrgebietler eigentlich auf hartem Pflaster aufgewachsen sind und davon ausgegangen waren, daß Champagner-Liebhaber etwas gesitteter sind als Biertrinker. Weit gefehlt.
Aber jetzt zu dem, was Euch am meisten interessieren dürfte - zum Fahren und Laden.
Zunächst sei Euch die Angst genommen, es gibt überall genug Strom. Die Tücke liegt jedoch bei den Bezahlsystemen.
Wir hatten dabei:
-Debit-Karte der DKB-Bank
-Kreditkarte der Commerzbank
-Kreditkarte der Deutschen Bank
-Kundenkarte der Sparkasse
-Kundenkarte der Deutschen Bank
-Ladekarte von EnBW
-Ladekarte von Electroverse
-Ladekarte von Lichtblick
Um es kurz zu machen: entweder funktiuonieren fast alle Karten oder gar keine.
Gut gehen die dicken Ladeparks an den riesigen Supermarchés und an den Autobahnraststätten. Dort sind sogar oft sehr angenehme Ladeplatzausstattungen wie kostenlose Staubsauger und Reifendruckprüfer, gemütliche Sitzbänke, Bäume etc. zu finden.
Grundsätzlich nie gehen die kommunalen Säulen, die sich die stolzen und gutmeinenden Bürgermeister vor die Mairies ihrer Dörfchen haben stellen lassen. Zwar prangt darauf oft der dicke EU-Subventions-Zwangsaufkleber, aber man kann dort als nichtfranzösischer Europäer mit keinem der üblichen Zahlungsmittel tanken.
Die Electroverse- und EnBW-Apps weisen diese Säulen grundsätzlich immer als für EnBW-Ladekarten geeignet aus, aber es geht (fast) nie. Die Hotline-Nummer, die auf den Säulen stehen, gehen sogar wirklich, aber die dort sitzenden Menschen konnten grundsätzlich weder englisch noch deutsch noch italienisch noch polnisch sprechen, und wir widerum nicht gut genug französisch.
Bis wir das Nicht-Funktionieren der Säulen aber mit allen acht uns zur Verfügung stehenden Zahlungsvarianten ausprobiert hatten, war aber immer eine gute Viertelstunde nutzlos verstrichen.
Nach einigen Fehlschlägen konnten wir irgendwann die Sch...-Säulen (oder sollte ich besser schreiben: Subventionsbetrugs-Säulen?) schon an Farbe und Form erkennen und haben nur noch Supermarchés angefahren. Es ist tragisch, daß die öffentliche Hand total versagt, aber die Supermarktketten die Verkehrswende führend gestalten und einem dafür meistens noch Toiletten und Cafés bieten.
Positive Ausnahmen gibt es. Am Mt. St. Michel ist der PKW-Parkplatz Nr. 7b mit 200 Ladeplätzen (!!!) mit je 22 kW Leistung ausgestattet. Ich habe noch nie so viele Elektro-Autos auf einem Haufen gesehen. Mit der Electroverse-Karte ist die schmucklose Mini-Säule sofort angegangen, wir haben während der Besichtigung vollgeladen, aber eine Rechnung haben wir dafür bis heute nicht bekommen. Vielleicht ist der Strom ja in den 20€ Parkgebühr enthalten.
Das Fahren im ländlichen Nordfrankreich ist eine wahre Wonne. Man merkt, daß unser Dacia im Herzen ein Franzose ist. Das von mir bei Autobahnfahrten nicht sehr geschätzte Fahrwerk fährt sich auf den Landstraßen und in den Kreisverkehren göttlich. Der Durchschnittsverbrauch (10,5) täuscht: auf den Autobahnabschnitten waren es gut 12 und auf den Landstraßen, wo meist 80 gefahren werden darf, nur 8,5. Dadurch muss man auf dem Land viel seltener laden als befürchtet, wodurch man insgesamt flotter unterwegs ist, als wenn man ein wenig schneller, aber viel weniger sparsam unterwegs wäre.
Besonders erwähnen möchte ich noch das eingebaute Dacia-Navi.
Als Gewohnheitstier hatte ich immer Apple Car Play und die iPhone-App benutzt. Meine Partnerin benutzt Google Maps.
Beide Handy-Navi-Systeme haben hier und dort versagt und konnten schlecht routen, weil wir Autobahnen weitgehend vermeiden wollten, aber nicht völlig, denn sonst könnte man die riesigen Brücken und die Stadtumfahrungen nicht benutzen.
Das Dacia-Navi hingegen kennt auch die Routen-Option "effizient". Dabei wird man allermeistens über Landstraßen geführt, es sei denn, es wäre wirklich unsinnig. Außerdem hatte es überall empfang, wo nur 3G verfügbar war und unsere Handies versagten.
Auf wiedersehen, Bretagne!
Die Tour führte uns vom Ruhrgebiet über Aachen in die Ardennen, wo wir die erste Nacht in La Roche verbrachten. Von dort ging es durch die Picardie in die Champagne und weiter zum Unterlauf der Loire. Am Atlantik angekommen wandten wir uns gegen Nordwest und besuchten Quimper, von wo aus wir durch das Finistere (Hinkelsteingegend) zum Ärmelkanal hochfuhren. An der Küste entlang arbeiteten wir uns wieder zurück ins Revier.
Von der Loire bis zur belgischen Grenze fuhren wir dabei fast 2000 km Landstraße. Der Durchschnittsverbrauch war 10.5 kWh und die Durchschnittsgeschwindigkeit 53,7.
Übernachtet haben wir 7 Nächte im Zelt und 7 Nächte in Relais und B&B´s. Die dabei gemachten interessanten Bekanntschaften und Erlebnisse zu beschreiben, würden hier zu weit führen; außerdem muss ich das erst einmal selber geistig verdauen.
Nun zu Land und Leuten.
Ich war völlig von den Socken, wie positiv sich die Bretagne seit meinen letzten Besuchen (1983 mit den Eltern und ca. 1997 als Student mit dem VW-Bus) entwickelt hat. Gerade das damals etwas finstere Finistere (das ist das bergige "Inland" der Bretagne) hat sich zu einer wunderbar gepflegten Gegend mit (anders als damals) sehr freundlichen und offenen Bewohnern entwickelt.
Die Schönheit der Gegend und der Dörfchen ist unbeschreiblich.
Auf den Dörfern viel Leerstand, mit dem aber irgendwie schonender und bewusster umgegangen wird als bei uns. Hässliche Metallgitterzäune, Graffitti, Flatterbänder und andere unästhetische Landschaftsbestandteile fehlen völlig, als hätten die in der Departement-Verwaltung einen Minister für Schönheit sitzen. Es liegt nirgendwo auch nur ein Fitzelchen Müll herum, niemand hat Kies-Vorgärten, und fast kein Haus (auch nicht die, in denen offenkundig ärmere Leute wohnen) hat schäbbige Baumarkt-Plastiktüren, primitive Edelstahl-Außenleuchten, ekelige Carports oder andere Geschmacksverirrungen. Schon gar nicht streichen die ihre Häuser bunt oder decken ihre Dächer mit blau glänzenden Dachziegeln. Die Bretonen sind ganz offenbar geschmacklich höher entwickelt als wir.
Weiter fiel uns auf, wie gut die französischen Kinder und Jugendlichen erzogen sind. Nirgendwo gab es Geschrei oder Geplärre, fast jeder sagt jedem Fremden Bon Jour, niemand drängelt. Dabei muss natürlich berücksichtigt werden, daß nur bestimmte Bevölkerungsschichten Kulturreisen mit Kindern zu Dolmen, Megalithen und Kalvarien machen. Aber dennoch - sowohl in Stonehenge als auch am Kyffhäuser und in Luzern habe ich schon erlebt, wie einige ungezogene deutsche Touristenfamilien (bzw. deren überforderte Eltern) das Kaffeetrinken im Museumscafé zur Folter für alle anderen Gäste gemacht haben.
Irgendwas machen also die Franzosen richtig. Aber auch nicht alles. Oder, besser gesagt, nicht überall. Auf dem Hinweg haben wir in Epernay, der Hauptstadt der Champagne, das Champagnerfest miterleben müssen. Dort wird der teure Edelsekt kubikmeterweise aus
Aber jetzt zu dem, was Euch am meisten interessieren dürfte - zum Fahren und Laden.
Zunächst sei Euch die Angst genommen, es gibt überall genug Strom. Die Tücke liegt jedoch bei den Bezahlsystemen.
Wir hatten dabei:
-Debit-Karte der DKB-Bank
-Kreditkarte der Commerzbank
-Kreditkarte der Deutschen Bank
-Kundenkarte der Sparkasse
-Kundenkarte der Deutschen Bank
-Ladekarte von EnBW
-Ladekarte von Electroverse
-Ladekarte von Lichtblick
Um es kurz zu machen: entweder funktiuonieren fast alle Karten oder gar keine.
Gut gehen die dicken Ladeparks an den riesigen Supermarchés und an den Autobahnraststätten. Dort sind sogar oft sehr angenehme Ladeplatzausstattungen wie kostenlose Staubsauger und Reifendruckprüfer, gemütliche Sitzbänke, Bäume etc. zu finden.
Grundsätzlich nie gehen die kommunalen Säulen, die sich die stolzen und gutmeinenden Bürgermeister vor die Mairies ihrer Dörfchen haben stellen lassen. Zwar prangt darauf oft der dicke EU-Subventions-Zwangsaufkleber, aber man kann dort als nichtfranzösischer Europäer mit keinem der üblichen Zahlungsmittel tanken.
Die Electroverse- und EnBW-Apps weisen diese Säulen grundsätzlich immer als für EnBW-Ladekarten geeignet aus, aber es geht (fast) nie. Die Hotline-Nummer, die auf den Säulen stehen, gehen sogar wirklich, aber die dort sitzenden Menschen konnten grundsätzlich weder englisch noch deutsch noch italienisch noch polnisch sprechen, und wir widerum nicht gut genug französisch.
Bis wir das Nicht-Funktionieren der Säulen aber mit allen acht uns zur Verfügung stehenden Zahlungsvarianten ausprobiert hatten, war aber immer eine gute Viertelstunde nutzlos verstrichen.
Nach einigen Fehlschlägen konnten wir irgendwann die Sch...-Säulen (oder sollte ich besser schreiben: Subventionsbetrugs-Säulen?) schon an Farbe und Form erkennen und haben nur noch Supermarchés angefahren. Es ist tragisch, daß die öffentliche Hand total versagt, aber die Supermarktketten die Verkehrswende führend gestalten und einem dafür meistens noch Toiletten und Cafés bieten.
Positive Ausnahmen gibt es. Am Mt. St. Michel ist der PKW-Parkplatz Nr. 7b mit 200 Ladeplätzen (!!!) mit je 22 kW Leistung ausgestattet. Ich habe noch nie so viele Elektro-Autos auf einem Haufen gesehen. Mit der Electroverse-Karte ist die schmucklose Mini-Säule sofort angegangen, wir haben während der Besichtigung vollgeladen, aber eine Rechnung haben wir dafür bis heute nicht bekommen. Vielleicht ist der Strom ja in den 20€ Parkgebühr enthalten.
Das Fahren im ländlichen Nordfrankreich ist eine wahre Wonne. Man merkt, daß unser Dacia im Herzen ein Franzose ist. Das von mir bei Autobahnfahrten nicht sehr geschätzte Fahrwerk fährt sich auf den Landstraßen und in den Kreisverkehren göttlich. Der Durchschnittsverbrauch (10,5) täuscht: auf den Autobahnabschnitten waren es gut 12 und auf den Landstraßen, wo meist 80 gefahren werden darf, nur 8,5. Dadurch muss man auf dem Land viel seltener laden als befürchtet, wodurch man insgesamt flotter unterwegs ist, als wenn man ein wenig schneller, aber viel weniger sparsam unterwegs wäre.
Besonders erwähnen möchte ich noch das eingebaute Dacia-Navi.
Als Gewohnheitstier hatte ich immer Apple Car Play und die iPhone-App benutzt. Meine Partnerin benutzt Google Maps.
Beide Handy-Navi-Systeme haben hier und dort versagt und konnten schlecht routen, weil wir Autobahnen weitgehend vermeiden wollten, aber nicht völlig, denn sonst könnte man die riesigen Brücken und die Stadtumfahrungen nicht benutzen.
Das Dacia-Navi hingegen kennt auch die Routen-Option "effizient". Dabei wird man allermeistens über Landstraßen geführt, es sei denn, es wäre wirklich unsinnig. Außerdem hatte es überall empfang, wo nur 3G verfügbar war und unsere Handies versagten.
Auf wiedersehen, Bretagne!
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